Er ist einer der schillerndsten Figuren der Ska- und Reggaeszene, für sein VERRÜCKT SEIN bekannt und gleichermaßen verehrt. Er hat den Dub erfunden und gilt als Meister des eigens gegründeten Genres. Doch nicht nur dafür hängt man ihm einen Lorbeerkranz nach dem anderen um, sondern vor allem auch für seinen Einfluss auf die Ska- und Reggaemusik. Aus Schule machte er sich nicht viel, hat sie mit 15 verlassen, um wenige Zeit später als Talent-Scout und Schreiber für Coxsone Dodd zu arbeiten. In den Sechzigern dann, spielte er als Sänger zahllose Hits für Dodd und Joe Gibbs ein und arbeitet mit Produzenten wie Prince Buster und Clancy Eccles, bevor er 1968 schließlich sein eigenes Upsetter-Label gründete. In seinem Black Ark Studio produzierte er Tonnen von Klassikern von Sängern wie Max Romeo, The Congos, The Heptones, Dave Barker, Susan Cadogan und natürlich den Wailers. Die Lee Perry-Produktionen gehören zu den besten Aufnahmen, die Bob Marley, Peter Tosh und Bunny Wailer jemals gemacht haben und viele sagen, dass es Perry war, der Marley seinen typischen Sound gegeben hat. Nachdem er die Schwarze Arche Ende der 70er anscheinend selbst abgefackelt hatte, nahm er Dutzende Alben mit verschiedenen Musikern aus der ganzen Welt auf. Die mögen zwar nicht alle essentiell sein, aber gerade seine neuesten Streiche, zum Beispiel die Upsetter/Dubsetter Scheiben für Adrian Sherwod (2009), Return from Planet Dub mit Dubblestandart (2009) sowie Rise Again mit Bill Laswell (2011), zeigen ihn wieder in Bestform.

Beim This Is Ska soll der 76-jährige nach allem, was im Vorfeld spekuliert wird, zusammen mit The Caroloregians ein 60er-Jahre-Set auf die Bühne bringen. „Hand To Hand“ und “Doctor Dick” fallen mir da spontan ein, „Country Girl“, „One Punch“, „Kill Them All“ oder das viel zu unbekannte wie grandiose “Gumma” und vor allem „Help The Weak“, „Old For New“ und die Version „Please don`t go“ mit The Soulettes oder „Run Rudies Run“ mit The Gaylads. Oder „Johnny Cool“, „Bitter And Sweet“ und „Judge Dread“ mit Prince Buster. Nein besser: “Give It To Me Now”.

Ja doch, da gibt es zahlreiche, fast vergessene Schätze aus den ersten Jahren Perrys zu heben. Eine brillante aber gewagte Idee, eine Herausforderung für The Caroloregians und möglicherweise vor allem auch für Lee Perry selbst. Dank des einzigartigen Humors des Ska Ambassadors jedoch, kann das Experiment eigentlich gar nicht in die Hose gehen. Wenn er also kommt – es soll ja schon vorgekommen sein, dass er Konzerte kurzfristig gemieden hat – dann dürfte sich das lohnen – dann kann vermutlich von einer einzigartigen Chance gesprochen werden.